Das erste Mal an einem Felsen klettern... Das sollte ich vom 08. Juli bis 10. Juli lernen und dabei sollte ich auch gleich lernen, wie es ist in der Trainerrolle zu stecken, denn ich soll Felsklettern später ja auch als Erlebnispädagoge anbieten und anleiten können.
Ich, mit meiner Höhenangst klettern? Na, wenn's denn unbedingt sein muss und dazu gehört...
Sekptisch war ich am Anfang schon...
Auch hier musste ich wieder früh von daheim los, damit ich pünktlich am Zeltplatz wäre und noch Zeit hatte meine Habseligkeiten unterzubringen. Unterwegs habe ich noch Yvonne, eine Teilnehmerin, in Heidelberg am Bahnhof aufgegabelt und so hatte ich wieder etwas Gesellschaft.
Untergebracht waren wir auf dem Jugendzeltplatz Matterloch, also ganz einfach, aber dennoch luxoriöser als beim Erlebnis- und Wildnistherapie-Seminar im Juni.
Kaum war das Zelt aufgebaut und alle Habseligkeiten verstaut, ging es auch schon los. Kurze Kennenlernrunde an der Lagerfeuerstelle, Bildung von Fahrgemeinschaften und ab zum Fels. Eigentlich wollte unser Ausbilder, dieses Mal Dirk N., zu einem näher gelegenen Fels, aber dieser war wegen Sturmschäden gesperrt. Kein Durchkommen. Mir hat der Kletterfels Hohenstein an Höhe dennoch voll und ganz gereicht.
Vor Ort gab es Materialkunde und Sicherheitsinstruktionen und dann waren wir schon in 3er-Teams und es hieß ab an den Fels. Top Rope Klettern. Kannte ich noch aus der Schule, da hatte unsere Sporthalle eine ganze Wand als Kletterwand, aber das letzte Mal dort klettern war ewig her. Sicherungstechnik und Knoten waren mir noch vertraut, trotzdem war es eine nette und auch gute Auffrischung, zumal Outside den Kletterer doppelt sichert, einmal über einen Achterknoten am Hüftgurt, und einmal mit einem Achterknoten am Brustgurt - letzteres ist heute eher unüblich und wird in Fachkreisen auch heftig und kontrovers diskutiert, da der Brustgurt durchaus auch Risiken brigt, aber eben auch Risiken minimiert. Persönlich muss ich gestehen, dass mich der Brustgurt zwar am Anfang etwas eingeengt hat, aber sobald man sich an ihn gewöhnt hat, hat er auch nicht weiter gestört und mir ein sicheres Gefühl gegeben.
Der Freitag bestand also aus Materialkunde, Sicherheitsanweisungen, Top Rope Sicherungsaufbau und Klettern. Klingt nach wenig, effektiv waren wir 10 Stunden am Stück am Fels mit einer Stunde Pause.
Samstag hieß es dann, kaum angekommen, Top Rope wieder aufbauen und klettern. Dieses Mal ging es mehr um die Klettertechniken. Daher begann der Tag am Fels auch mit Gleichgewichtsübungen am Fels, wie ohne die Hände zu benutzen einen schmalen Pfad am Fels hochklettern. Das Gleiche dann als Steigerung mit Karabinern, die an einer Bandschlinge an der Hose fest gemacht waren - diese sollten kein Geräusch machen, während wir den Felsabschnitt ohne Hände erklommen. Danach dann mit zusammengebundenen Füßen, als Übung für kleine Schritte, denn das ist u.a. essenziell. Man klettert nämlich kaum mit den Armen, sondern die Hauptarbeit ruht auf den Beinen und diese sollten nicht zu weit auseinanderstehen, da sonst das Gleichgewicht gefährdet ist und man keinen richtigen Halt an der Felswand hat.
Nach diesem Aufwärmtraining ging es über zum Rissklettern und Bouldern.
Nach diesem Aufwärmtraining ging es über zum Rissklettern und Bouldern.
Rissklettern ist sowas von gar nicht meins... war spannend es mal ausprobiert zu haben, aber um das wirklich zu können, bräuchte ich wesentlich mehr Übung - und das regelmäßig.
Bouldern war lustig und hat zu der ein oder anderen komischen Situation geführt. Aber auch hier darf man die Gefahren nicht unterschätzen. Bouldern bedeutet nämlich ohne Sicherung am Fels zu klettern und je höher man einen Pfad den Fels entlang wählt desto größer ist logischerweise die Gefahr ernsthafter Verletzungen, wenn man abrutschen sollte.
Nach all den Übungen ging es zurück an die Felsseiten, klettern. Am Anfang wieder in 3er-Teams. Ein Kletterer, ein Sichernder und ein Trainer. Späterhin lösten sich die 3er-Gruppen in 2er-Gruppen auf und wir konnten selbstständig klettern. Zwischendurch tauschten wir auch die Felsseiten, da die Rückseite von Hohenstein nochmals schwierigere Pfade hat, als die Vorderseite.
Am dritten Tag ging es an einen anderen Felsen. Abseilen üben. Das war echt eine Herausforderung. Noch nicht mal so sehr das Abseilen an sich, sondern der Aufbau. Geht dort etwas daneben, ist die ganze Aktion gefährdet, samt des Abseilers.
Das ist definitiv der schwierigste Teil von allen gewesen. All diese Knoten, Seile, Seilverläufe und Verankerungen. Diverse Sicherungen, die unterschiedlich bedient werden und als Trainer steht man mit dem Abseilenden dirket an der Kante, nur gesichert durch ein Bündel Bandschlingen... Höhenangst hallo... Man kommt dabei nicht umhin auch nach unten zu blicken und obwohl der Fels, auf dem wir waren, von unten gar nicht so hoch erschien, hatte er von oben betrachtet doch eine beachtliche Höhe.
Trotzdem war die Trainerrolle auch hier echt toll und nach einigen weiteren begleiteten Durchgängen, würde ich mir das auch irgendwann zutrauen. Aktuell beschränke ich mich aber lieber auf das Top Rope Klettern.
Das Seminar hat meine Lust am Klettern definitiv wieder geweckt und ich finde es unheimlich schade, dass ich sie nach der Schule irgendwie verloren habe. Leider habe ich auch aktuell keine Zeit, doch hoffentlich ändert sich das, sobald die letzten Seminare durch sind.