Dazu hat unser Ausbilder Dirk O. (es gibt zwei Dirks bei Outside, daher nennen wir den einen Dirk N.. und den anderen Dirk O.) die Gruppen an verschiedene Plätze rund um den Zeltplatz gebracht. Die Gruppen trennten sich und jede suchte für sich ein geeignetes Plätzchen. Dort angekommen, trennten sich die Gruppenmitglieder voneinander, sodass jeder wirklich alleine mit sich war und in Ruhe seine Biographiearbeit erstellen konnte. Die anderen Gruppenmitglieder waren dabei stets in Hörreichweite, aber gesehen haben wir uns erst wieder, nach dem wir eine halbe Stnde bis Stunde an unserer Biographiearbeit gearbeitet hatten.
Anschließend schauten wir uns die Arbeiten unserer Teammitglieder an. Echt bemerkenswert, was da alles zusammen kam. Es gab immer völlig andere Bilder, für ähnliche Erlebnisse, und völlig verschiedene Herangehensweisen an die Aufgabe. Es war eine sehr intensive Zeit, die man so im Alltag kaum erleben kann...
Dirk O. hatte im Vorfeld angeboten bei manchen Besprechungen bzw. Vorstellungen dabei zu sein, wenn wir das wollten. Still stehend oder sitzend lauschte er der Vorstellung und stellte hin und wieder die ein oder andere vertiefende Frage, um den Horizont des eigenen Verstehens zu erweitern oder zu verändern.
Am Ende des Tages haben wir uns als große Gruppe um unsere Feuerstelle versammelt und gemeinsam gekocht und gequatscht bis die Nacht am schwärzestn war. Die Nacht selbst war gut, aber ich hatte vergessen, wie intensiv Gewitter in höheren Lagen sein können. Es hat ordentlich geregnet und gedonnert...
Das war der Tag der Vergegenwärtigung unserer Geschichte bis heute.
Der Nächste Tag sollte anstrengend werden. Samstag.
Es ging in der Früh los. Die restlichen Biographiearbeiten besprechen bzw. vorstellen, wenn die Kleingruppen damit nicht schon fertig waren.
Mittags wurde dann die Schwitzhütte aufgebaut. Eigentlich nur gedeckt, denn aufgebaut war sie bereits. Die Schwitzhüttenzeremonie folgt einer strengen Konstruktion und die Hütte selbst ist Teil eines wesentlich größeren Aufbaus aus Steinen. Sie muss genau ausgerichtet sein, der Ausgang muss exakt nach Osten zeigen und das Feuer, in dem die Steine heiß gemacht werden, muss in gerader Linie direkt vor dem Eingang liegen, diese Linie durfte niemand mehr kreuzen, nachdem das Feuer entfacht wurde. Ein Loch in der Mitte des Schwitzhütte beherbergt später die heißen Steine, die der Feuerwächter hereinträgt. Die Erde, die dabei ausgehoben wird, muss rechts neben dem Eingang als Hügel aufgeschüttet werden. Dieser Hügel repräsentiert wiederum eine Art Altar, auf dem Dinge niedergelegt werden können, die man mit in die Zeremonie nehmen möchte (am Ende nimmt man diese Gegenstände wieder an sich).
Normalerweise wird die Schwitzhütte mit Decken und Leder gedeckt, in unserem Fall mussten zwei Gewebeplanen und unsere Schlafsäcke herhalten, was erstaunlich gut funktioniert hat.
Dann hieß es noch etwas essen und sich dann auf das Ritual vorbereiten....
Als Feuerwächter hatte ich die Ehre, die heißen Steine aus dem Feuer zu holen und in die Hütte zu tragen. Hätte ich dabei bloß auf Dirk O. gehört... Ich war natürlich schon barfuß und es war herrlich warm, abgesehen davon, dass es in der Nähe des Feuers unausstehlich heiß war. Und es kam, wie es kommen musste: Ich habe mir beide Fußsohlen so richtig schön verbrannt. Gemein. Die Steine waren alle durch die Hitze des Feuers geborsten und in Splitter zerfallen. Diese lagen wiederum, da das Feuer mittlerweile kolabiert war, überall rund um die Feuerstelle verstreut und damit auch im Gras, in dem ich sie nicht sehen, aber sehr deutlich spüren konnte. Trotzdem habe ich Steinsplitter um Steinsplitter in die Hütte getragen und jedem der größeren Splitter einen Namen gegeben: "Stein des Nordens", "Stein des Südens", "Stein des Westens", "Stein des Ostens", etc.
Eigentlich sollten es 30 ganze Steine sein, die in der Mitte der Hütte zu einem Stapel aufgeschichtet werden. Bei uns war es eher ein heißes Häufchen aus Splittern. Aber egal... Heiß war es dennoch.
Drei Durchgänge waren vorgesehen, in denen wir erst drei Lieder sangen, die wir im Vorfeld auswendig lernen mussten. Pro Durchgang ein Lied, immer wieder wiederholt, wie ein Mantra, dann eine Danksagung oder Äußerung von Wünschen. Wenn jeder gesprochen hatte, verließen wir die Hütte kurz, um uns abzukühlen und etwas zu trinken. Währenddessen habe ich Steine nachgelegt, sodass wir immer eine heiße Hütte hatten. Danach ging es wieder hinein. Bei jedem Durchgang gab es einen Aufguss mit Wasser und Kräuter wurden verbrannt.
Die drei Runden hatten je ein Thema:
1. Runde: Geistig-kognitiv
2. Runde: Physisch-materiell
3. Runde: Psychisch-emotional
Wir sollten unseren Dank ausdrücken, entsprechend dem Thema, oder aber unsere Wünsche. So z.B. beim geistig-kognitiven Durchgang: "Ich bin dankbar für meine schnelle Auffassungsgabe, wünsche mir aber konsentrierter zu sein", oder so...
Die Schwitzhütte war ein echtes Erlebnis, das ich gerne mal wiederholen würde.
Danach wurde nicht mehr miteinander gesprochen. Unsere Sachen, die wir für die Nacht brauchten waen bereits im Vorfeld gepackt. Schlafsack, Tarp, Isomatte und etwas zu trinken. Mehr durften wir auf die anschließende Visionssuche, die den Rest des Tages und die Nacht ausfüllte, nicht mitnehmen, damit wir nicht abgelenkt werden. So hieß es denn schweigend anziehen, Sachen packen und am Ausgang von Dirk O. durch ein Räucheropfer aus Kräutern und Nadeln eingeräuchert werden und zum Platz seiner Biographiearbeit ziehen.
Dort verbrachten wir den Rest des Tages... Zum Glück kann ich in der Natur lange nichts tun, sonst wäre ich vermutlich irgendwann vor Langeweile gestorben.
Das Wetter sollte wieder mies werden, also kaum angekommen erst ein Mal Tarp aufgespannt und Schlafplatz eingerichtet.
Danach habe ich nicht mehr viel gemacht und habe mich früh schlafen gelegt. Kaum war das Tarp gespannt, haben sich auch schon gefühlt alle Mücken und anderen Krabbler dort heimisch gefühlt. Dennoch war es ein gemütliches Plätzchen.. Auf einem Steilhang, an einer Wiese gelegen und von vier Seiten mit Wald umschlossen.
Die Nach war wirklich katastrophal. Es hat geregnet, wie aus Eimern und gestürmt, sodass ich zweitweise schon gedanklich aufgestanden war, um das Tarp neu abzuspannen. Dennoch war sie irgendwie auch erholsam und die ersten Sonnenstrahlen am Sonntagmorgen haben mich geweckt. Da wir nicht zurück auf dem Zeltplatz sein sollten bevor die Sonne 45 Grad am Himmel stand (also dort ungefähr 10 Uhr), habe ich mich auf den Weg gemacht, die Gegend etwas zu erkunden. Das ein oder andere Dörfchen habe ich mir angeschaut, hatte einige nette Gespräche mit Einheimischen und nachdem ich zurück in mein kleines Basecamp gekommen bin, habe ich mich allmähich auf den Rückweg gemacht...
Scheinbar bin ich kurz nach 10 Uhr zurückgekommen und war einer der Ersten. Wir durften nun auch wieder miteinander reden, nur nicht über das, was wir bei unserer Visionssuche erlebt hatte (oder auch nicht), denn das sollte erst im Plenum passieren, sobald alle wieder da sind. Und so vergingen die Stunden bis endlich auch die letzte Teilnehmerin kurz vor 12 ihr Lager abgebrochen und auf den zeltplatz zurückgekehrt war. Mittlerweile hatte auch das anfänglich schöne Wetter wieder umgeschlagen, sodass wir Tarps abspannen mussten, um einen trockenen Platz für unsere Abschlussrunde zu haben.
Was Christine da gesagt hat, ist mir nachhaltig im Kopf geblieben:
"Du bist kein dürrer, verdorrter Baum, sondern eine starke und mächtige Eiche mit kräftigen Wurzeln, die fest in der Rede verankert sind. Deine Krone ist geschmückt mit satten grünen Blättern und du trotzt jedem noch so starken Wind. Dich kann nichts so schnell erschüttern."
Das hat mich echt überrascht, denn das entsprcht nun mal so etwas von nicht meinem Selbstbild...
Nach der Abschlussrunde in der Gruppe, hieß es Zelte abbrechen und auf den oberen Zeltplatz fahren, um in der großen Gruppe das Seminar Revue passieren zu lassen.
In diesen 2 1/2 Tagen habe ich echt tolle Menschen kennengelernt, manche auf echt komische Weise, aber ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte. Über vieles konnte ich mir endlich einen Kopf machen und das Chaos etwas lichten. Manche Dinge sehe ich nun mit anderen Augen und bewerte sie völlig neu. Es war eine echt schöne, auch wenn anstrengende und z.T. auch herausfordernde Zeit.
Nächstes Jahr wäre ich gerne als Co-Trainer dabei, denn das Seminar hat mir wirklich viel Spaß gemacht und ich kann mir gut vorstellen das in das Programm der Wildnissschule mit auf zu nehmen.