Jetzt bist Du mit Sack und Pack draußen und willst Dein Lager aufschlagen, aber Du hast keine Ahnung wo?
Hier erfährst Du alles, was Du für eine gute Platzwahl wissen solltest.
Wie sollte ein guter Lagerplatz aussehen? Das ist eigentlich für alle Lagerarten mehr oder weniger gleich (zu den verschiedenen Lagerarten gehts hier: Link "stationäre" und "mobile" Lagertypen):
- Der Lagerplatz sollte möglichst eben sein. Bergiges Gelände erschwert den Aufbau und kann einem vor allem viel vom (Liege-)Komfort nehmen. Nichts ist schlimmer, als wenn man die ganze Zeit in irgendeine Richtung rutscht und ständig am Korrigieren der eigenen Position ist. Das kostet nicht nur Nerven, sondern zudem auch (wertvolle) Energie, die man u. U. gar nicht hat bzw. nicht so einsetzen sollte.
- Man sollte immer im Auge behalten wo man sich befindet. Sprich, wo ungefähr ist Norden und was für Besonderheiten gibt es in der unmittelbaren Nähe. Gibt es dort eine auffällige Baumgruppe, oder liegt dort in der Nähe ein umgefallener Baum, etc. Und man sollte auch immer wissen wo der/die nächste/n Weg/e verlaufen. Nicht nur hilfreich, um möglichst unentdeckt zu bleiben, sondern auch im Falle eines Notfalls.
- Der Lagerplatz sollte auf jeden Fall ein gutes Stück abseits des nächsten Weges liegen. Ein Lager zwischen zwei Wegen zu errichten ist auch nicht so optimal, auch wenn zwischen beiden Wegen 300 Meter oder mehr Platz wäre. Man möchte zum einen nicht gleich entdeckt werden und zum anderen möchte man ja auch ein Mindesmaß an Ruhe genießen können. Das könnte zwischen zwei Waldwegen schwierig werden.
- Das Lager sollte auch vor direkter Einsicht geschützt sein. Meint, es ist einigermaßen gut verborgen hinter dichtem Baumnbewuchs oder hinter Gebüsch. Bitte niemals in Dickungen reingehen! Das ist das (Kern-)Wohnzimmer der Wildtiere. Dort leben und schlafen sie tagsüber, um von uns nicht gestört zu werden!
- Ideal ist es natürlich, wenn es in der Nähe einen Wasserlauf gibt. So ist die Trinkwasserversorgung einfacher, als wenn man erst kilometerweit zum nächsten Bach oder zur nächsten Quelle laufen muss.
Für einen einfachen Tagesaufenthalt ist dieser Punkt nicht ganz so kritisch, da man genügend Wasservorräte mitbringen kann.
- Natürlich sollte es auch genügend Totholz in der Umgeebung geben. Je mehr desto besser erstmal. Totholz kann zum errichten von Unterschlüpfen verwendet werden oder aber für diverse Bastelarbeiten. Und wenn ich einfach nur Euer Tarp aufspannen und den Wald beobachten wollt, dann ist Totholz der ideale Anlaufpunkt um die kleinsten Lebenwesen bei ihrer täglichen Arbeit zu bewundern und zu beobachten.
- Anschließend an die Distanz zu den Wegen, sollte man seinen Lagerplatz auch nicht unbedingt so wählen, dass andauernd jemand vorbeikommt oder gar durchs Camp kommen könnte. Etwas Abeschiedenheit abseits der Wege ist schon was Schönes.
- Wichtig ist auch, dass Ihr Euer Lager nicht unmittelbar auf oder neben einem Wildwechsel aufschlagt. Denn gerade in der Dämmerung ist dann die Gefahr groß, dass irgendwelche Wildtiere zu nah oder gar durch Euer Lager kommen. Die Verletzungsgefahr für Euch oder auch für die Tiere mag hierbei minimal sein (direkte Konfrontationen mit Wildschwein und Co. sind selten), aber es geht dabei primär darum, dass die Tiere nicht unnötig erschreckt werden.
- Zu Eurer eigenen Sicherheit lohnt sich auch immer ein Blick gen Himmel. Wieso? Naja man kann die Sterne sehr schön beobachten, wenn es klar ist oder auch den Baumwipfeln beim wanken zusehen. Und genau da lauert eine meist unterschätzte Gefahr - die sog. Widow Maker - "Witwenmacher".
Witwenmacher sind lose Äste, die irgenwann mal abgebrochen sind und sich in den darunterliegenden Äster verfangen haben. Auch wenn es nicht so aussieht, können sich diese Äster jederzeit lösen und durch die Fallhöhe und ihr Gewicht zu einem gefährlichen Projektil werden, das Euch entweder erschlägt oder aufspießt. Diese Sauerei möchte keiner beseitigen, geschweige denn ansehen, also: Immer schön die Augen nach oben!
- Naturschutzgebiete (NSG) und Ladschaftschutzgebiete (LSG) sollten auf jeden Fall gemieden werden. Dort ist das verlassen der Wege strikt untersagt, zum Erhalt des lokalen Biotops und der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren und daran sollte man sich auch halten. Wer in einem NSG oder LSG abseits der Wege aufgegriffen wird, hat eine Ornungswiderigkeit (OWI) begangen und wird zur Kasse gebeten.
- Daran anschließend muss man sich immer bewusst sein, dass man sich meist in einer rechtlichen Grauzone bewegt, wenn man "lagert". Während das Zelten durch das Bundeswaldgesetz (BWaldG) bundesweit verboten ist in Wäldern, sieht es mit dem "Lagern" mit Tarp und Co. etwas anders aus. Das handhaben die einzelnen Bundesländer je unterschiedlich in den jeweiligen Landeswaldgesetzen (LWaldG). Solltet Ihr nicht sicher sein, wie Euer Bundesland das handhabt, schaut einfach mal in das entsprechende LWaldG rein (Google hilft freundlich weiter).
- Wollt Ihr auf Nummer sicher gehen und nicht Gefahr laufen unangekündigten Besuch zu bekommen, der unter Umständen Euch Euren Trip versaut oder zumindest recht übellaunig sein kann, dann hier noch zwei "ultimative" Tipps:
1. Sucht Euch einen Trekkingplatz für Euer Abenteuer aus. Diese gibt es mittlerweile im gesamten Bundesgebiet verstreut. Dort habt Ihr Eure Ruhe, könnt völlig legal ein Feuer machen und habt sogar noch die Annehmlichkeit einer irgenwie gearteten Toilette.
Kleines Manko an der Geschichte: Sie sind nicht ganzjährig zugänglich bzw. "geöffnet" (meist von April/Mail bis Oktober), Ihr müsst Sie eventuell mit jemand anderem Teilen und Ihr müsst Sie im Vorraus buchen. Da ist das Motto: Wer schneller ist, ist der Erste. Dafür seid ihr völlig legal mitten in der Natur und könnt dort Euer Zelt aufstellen oder Euer Tarp aufspannen und entspannen.
Hier mal ein paar Links zum stöbern (gibt natürlich noch viel mehr):
Übersicht Trekkingplätze Pfalz
Trekkingplätze Schleswig-Holstein
2. Wenn Euch ein Trekkinplatz nicht zusagt, oder Ihr doch mal mehr Lust habt im "heimischen" Waldd zu übernachten, dann sucht Euch einen Waldbesitzer, der Euch das erlabut. Wie bei allem ist es auch hier sinnvoll, wenn man die Erlabnis des Eigentümers habt. Gerade in kleineren Dörfchen geht das recht gut. Geht in das nächste Gasthaus, sucht Euch einen Einheimischen und fragt, ob jemand den Besitzer des Grundstückes xy kennt. Ihr werdet meist erstmal irritierte Blicke kassieren, aber in der Regel sind die Leute stets freundlich - etwas verschroben vielleicht, aber freundlich - und geben Euch die gewünschte Auskunft.
Ihr könnt natürlich auch, wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob es sich bei dem begehrten Stückchen Wald um Stadt-, Staats-, Stiftungs-, oder Privatwald handelt einfach mal bei der Gemeinde anrufen zu deren Gemarkung das Waldtsück gehört und Euch da mal umhören. Auch da, seid nicht verwundert, wenn Ihr erstmal komische Reaktionen und irritiertes Nachfragen erlebt.
Eine weitere sichere Anlaufstelle ist das jeweilige Forstamt. Ruft dort am besten an und spart Euch eine E-Mail, denn darauf reagieren die meisten Forstbehörden nicht.
Ach und noch einen Tipp zum Schluss: ...erwähnt niemals das Wort Bushcraft oder Survival, außer Ihr wollt Abfuhren kassieren und in größte Erklärungsnot kommen.
Was nun der Unterschied zwischen "Bushcraft" und "Survival" ist, erfahrt Ihr hier: _insert_link_