Die 2. Staffel von 7vs Wild ist aktuell in aller Munde. Doch was hat es damit auf sich? Wie "real" sind die Gegebenheiten dort und vor allem, was hat das mit "Survival" zu tun?
Fritz Meinecke (33), der stark umstrittener Survival-Guru, bricht erneut mehrere Klick-Rekorde mit seinem Youtube-Format "7vsWild". Die 2. Staffel steht der Ersten in nichts nach, auch wenn sich Teilnehmer, Location und Regelwerk geändert haben. Das Format gehört zu einem der erfolgreichsten Youtube-Formate der letzten Jahre, doch worum geht es dabei eigentlich?
Kurz gesagt: Meinecke, lässt sich mit fünf Internet-Sternchen und einem Zuschauer (Wildcard-Gewinner) in der "Wildnis" aussetzen - 1. Staffel Schweden, jetzt Isla San José) - und alle versuchen 7 Tage lang zu überleben. 7 Teilnehmer versuchen also mit 7 Gegenständen 7 Tage zu überleben. Neu bei der aktuellen Staffel 2 ist allerdings, dass nicht alle, der 7 Teilnehmer auch wirklich 7 Gegenstände mitnehmen dürfen. Die Anzahl der Gegenstände, die sie mit auf die Insel nehmen dürfen, richtet sich nach eine Ranking, das im Vorfeld stattgefunden hat. Das bedeutet, die Teilnehmer dürfen nur die jeweilige Anzahl an Gegenständen mitnehmen, die ihrem Ranking entsprechen, d.h. Platz 7 darf 7 Gegenstände mitnehmen, Platz 6 nur 6 Gegenstände usw. Platz 1, in diesem Fall Fritz höchst selbst, darf nur einen Gegenstand für 7 Tage mitnehmen.
Das macht die ganze Sache anspruchsvoller für die Teilnehmenden (und spannender für die Zuschauer). So zumindest der Gedanke dahinter.
Tägliche Aufgaben, die die Teilnehmer meistern müssen, bringen dabei noch Punkte und entscheiden am Ende über den Sieg.
Liest man sich in die Thematik "7vsWild" ein (samt Kommentare unter den YT-Videos), so merkt man schnell, dass die Bewertungen des Formats stark schwanken; sie reichen von "Fanboys/ -girls" bis hin zu "Hatern". Das ist jetzt durchaus nichts Ungewöhnliches, würden sich die negativen Stimmen nicht deutlich mehren. Und dabei geht es diesen "Hatern" oftmals nicht mal um die Person Fritz Meinecke selbst und auch nicht um die Durchführung und Ausführung des Formats, sondern um den Inhalt an sich. Denn dramaturgisch und schnitttechnisch lässt sich kaum etwas ausrichten; höchstens an der langatmigen Spielfilmlänge.
Aber erstmal das Positive: Im Vergleich zur letzten Staffel ist das Teilnehmerfeld deutlich "bunter". Es sind nicht ausschließlich Männer dabei, sondern auch Frauen und die Teilnehmer kommen nicht mehr unbedingt aus der "Outdoor-Szene".
Das wars es dann aber, zumindest für mich, schon mit den positiven Aspekten.
Beschäftigt man sich näher mit der Location, also der Isla San José, dann dürfte man ziemlich ratlos sein, wieso ausgerechnet so ein Ort "auserkoren" wurde. Sie war in der Vergangeheit mehrfach Drehort für diverse Reality-TV-Formate, besonders aus dem "Survival"-Genre. U.a. 2014 für die Serie "Manhunt - Jadt auf Joel Lambert" und 2015 für "Nacked Survival". Dieses Jahr war sie Drehort für "The Challenge: All Stars" und eben für 7vsWild.
Die Reality-TV-Formate haben dabei eins gemeinsam: Sie wurden professionell vorbereitet und begleitet, d.h. sie fanden in einem "gereinigten" Bereich der Insel statt, an dem es kaum Gefahren für die Teilnehmenden gab, anders als bei 7vsWild. Dieses wurde zwar auch professionell begleitet, aber fand nicht in "gereinigten" Bereichen statt, was der ganzen Serie natürlich einen gewissen Nervenkitzen zukommen lässt. aber eben auch eine Gefahr für die Teilnehmenden bedeutet, wenn man sich anschaut, wie diese scheinbar (!) im Vorfeld nicht gebrieft wurden und welchen Gefahren sie ausgesetzt waren. Damit meine ich nicht die selbstverschuldeten Gefahren, in die sich die Teilnehmenden begeben gaben, weil ihnen der Sinn für ordentlichen Shelterbau o.a. fehlt, sondern Gefahren, denen sie passiv ausgesetzt wurden, wie der einheimischen Flora und Fauna. Dazu kommt noch der ganze Müll an den Spots, an denen sie "ausgesetzt" wurden. Zugegeben, es war, auf kuriose Art und Weise, schön zu sehen, wie viel Müll in dieser Region der Erde schwimmt und dass er im Vorfeld nicht beseitigt wurde, um den Eindruck eines heilen Insel-Paradieses zu erwecken. Denn das hat dazu geführt, dass es, vor allem auf Social Media, eine hitzige und breite Diskussion zum Thema globaler Müll gab. Und mit Sicherheit ist das Ausmaß der weltweiten Verschnutzung durch Plastik und Co. für den ein oder anderen greifbarer und sichtbarer geworden.
Dennoch bleibt ob dieser ungeschützen Location ein fauler Beigeschmack. So stellt nicht nur die Flora und Fauna, sowie der ganze Müll eine potentielle Gefahr da, sondern auch die Tatsache, dass die Insel in den 40er-Jahren als Chemiewaffentestort von den USA gebraucht wurde. Dabei blieben beim Abzug der us-amerikanischen Streitkräfte Blindgänger übrig, die zwar zum Großteil aufgespürt und beseitigt wurden, aber dennoch ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellen, da es eben Chemiewaffen waren. Wer weiß, was sich da alles im Boden befindet, dass auch heute noch schädlich sein kann?
Dieser Punkt wäre vermutlich nicht so gewichtig, wären die Teilnehmer umfassender auf ihren Aufenthalt dort vorbereitet gewesen.
Leider macht die aktuelle Staffel mehr den Eindruck eines "YT-Dschungel-Camps" und das wird durch die Folgenlänge noch verstärkt. Letztlich muss man sagen, dass die 2. Staffel nur aus Profitgier aufgestellt wurde, denn Inhalt liefert sie kaum bis keinen.
Was hat 7vsWild nun mit Survival zu tun? Um genau zu sein, nichts. Rein vom Format her, ist es tatsächlich ein bisschen wie das Dschungel-Camp. Über echtes Überleben lernt man hierbei leider nichts. Und das Trügerische an der Geschichte ist, dass viele junge Menschen 7vsWild für eine "echte" Survival-Sendung halten, rausgehen werden und versuchen werden die Dinge, die dort gezeigt wurden, ebenfalls zu machen, was wiederum zu massiven Schäden an de Natur und zum Teil auch am Menschen führen wird. Es ist schön, dass eine Serie gerade junge Menschen dazu bewegen kann sich von ihren Bildschirmen zu lösen und die "Welt da draußen" zu erkunden, aber hier geschieht es eindeutig unter einem falschen Deckmantel. 7 Tage, auf einer tropischen Insel, die von den Teilnehmenden mehr oder minder nur "abgesessen" werden, ist alles andere als "überleben".
Von daher muss man eigentlich sagen, es ist schade, dass Fritz daraus nicht mehr gemacht hat. Denn das Vorbild zu 7vsWild - die us-Sendung Alone - bietet da defintiv mehr und hat einen deutlicheen Survivalcharakter, den Fritz in 7vsWild auch hätte erreichen können.