Oktober 2022, Seminar 4 von 7... Teamtraining.
Dieses Mal führte mich meine Ausbildung zurück in die Nähe meines alten Wohnortes Neckarsteinach. 12 km davon entfernt, in Eberbach, sollten wir drei Tage lang im Teamtraining ausgebildet werden. Das Wetter war bescheiden und sollte sich nicht bessern, laut Wettervorhersage. Meine Motivation hielt sich entsprechend in Grenzen. Diese wurde aber sichtlich gehoben, als ich zum einen gesehen habe, dass dieser Campingplatz über ein geräumiges Haus verfügt, in dem wir uns, im Falle von richtig miesem Wetter, aufhalten konnten und zum anderen, als ich viele Ausbildungskollegen gesehen habe, die ich bereits im Wildnistherapie-Seminar im Mai kennengelernt habe.
Vorweg muss ich schon jetzt sagen, dass das die beste Gruppe der bisherigen Ausbildung war. Und für das Seminar war es wirklich von Vorteil, dass viele "altbekannte" Gesichter dabei waren. Die Dynamik war einzigartig und ich habe die Zeit in vollen Zügen genossen. Auch weil ich einige schöne neue Bekanntschaften schließen konnte.
Aber jetzt mal der Reihe nach...
Am 01.10. ging es von zu Hause los nach Eberbach. Pünktlich, ohne Stress und Komplikationen habe ich meinen Weg zum Campingplatz Itterhof gefunden. Ich war schon lange nicht mehr in dieser Ecke, dachte ich.
Ich war gespannt wen ich wiedersehen würde, wen ich Neues kennenlernen würde und wie es insgesamt sein wird. Geleitet wurde das Seminar vom Inhaber von Outside e.V. Dirk Nüßer und seiner alten Mentorin Sonja Förster.
Im Nieselregen ging es auf den Zeltplatz zur Begrüßung einiger bekannter Gesichter. Viele waren noch nicht da und so war die Runde schnell gemacht. Der ein oder andere hatte auch schon Verspätung angemeldet und so verzögerte sich der Beginn etwas. Aus 13 Uhr wurde 13:30 Uhr. Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn so konnten wir noch einige wichtige organisatorische Dinge klären, besonders das Thema Prüfung ist für einige von uns ziemlich aktuell und durch den Übergang in die DAV-Zertifizierung ändert sich Prüfungstechnisch doch immer wieder etwas.
Nach Orga-Kram, folgte die Vorstellungsrunde. Dabei sollten wir nicht nur unseren "offiziellen" Namen nennen, sondern auch unseren "wahren" Namen, also den Namen, der uns am besten beschreibt. Danach folgte alphabetisches Aufstellen auf Bänken, aber ohne sprechen. Das war witzig und etwas, das ich auf jeden Fall öfter nutzen möchte. Danach folgte das Spiel "Gefängnisausbruch. Das war der richtige Auftakt zu unserem Teamtraining. Die Vorstellungsrunde war vorbei, jetzt sollte es ans Eingemachte gehen.
Ziel beim "Gefängnisausbruch" (das Spiel hat zig andere Namen) ist es, dass die Gruppe einen mit Seilen abgesperrten Bereich gemeinsam zu verlassen. Niemand darf zurück bleiben. Dirk und Sonja setzten das Ganze in den Kontext von Eisbären. Wir waren Einsbären, die vor ihren Jägern fliehen mussten, die uns eingesperrt hatten. Die Seile waren "elektrisch aufgeladene Zäune", die wir überwinden mussten. Dabei durften nur zwei über das vordere Seil steigen. Das war dazu niedirger gespannt, als die beiden Seile an der Seite. Hinten war die Wand, die unsere Flucht verhinderte. Nun lag es an uns zu entscheiden, wie wir als Gruppe aus unserem Käfig fliehen konnten. Mit etwas Überlegung und Absprachen haben wir es recht zügig geschafft. Allerdings: Wer das Seil berührte bekam einen "Stromschlag" und alle die mit dieser Person in Berührung waren mussten, samt der Person, zurück in den Käfig.
Auch das anschließende "Spiel" hat mir sehr gut gefallen. Ziel dabei war es einen Stock bzw. Stab als Gruppe gemeinsam auf den Boden zu legen, ohne, dass dieser zu Boden fällt und ohne ihn wirklich in die Hand zu nehmen. Dennoch musste jeder aus der Gruppe immer mit einem Finger Kontakt zum Stock haben. Einen leichten Wettkampfcharakter hatte es auch, da wir in zwei Gruppe geteilt wurde. Und auch wenn es sich erst ein Mal leicht anhört, ist dieses Spiel gar nicht mal so einfach. Der Stock tendiert immer wieder nach oben oder er neigt sich in eine Richtung, sodass man immer wieder beim Ausgangspunkt ankommt. Nach einigen Absprachen und Probeläufen mit Scheitern über Scheitern, hat auch meine Gruppe es nach guten 20 Minuten geschafft den Stab auf den Boden zu bringen. Die andere Gruppe war da bereits seit Minuten fertig.
Danach ging es für uns raus in den Nieselregen. Erst mussten wir ein "Säuremeer" als Gruppe überqueren. Dabei hatten wir 16 Fließen zur Verfügung bei 20 Leuten. Die Fließen mussten immer Kontakt zu uns haben, sonst waren sie verloren. Wer eine Fließe verlassen hat, während er "auf dem Säuremeer" war, musste zurück zum Anfang. Daran anschließend folgte "Proviant aus einem Säuremeer fischen". Zur Verfügung hatten wir uns, ein langes Seil und einen Baum. In der Mitte vor dem Baum lag unser Proviant in Form von Snickers. Als letztes Spiel für diesen Tag gab es "Den blinden Mathematiker".
(Wer mehr über die Spiele erfahren möchte, kann mich gerne anschreiben, oder auch einfach Google befragen.)
Da ich absolut keine Lust hatte im Regen mein Zelt aufzubauen, habe ich mich in der Hütte in den oberen Stock zum Schlafen gelegt. Ich war zwar trocken, aber das Dach war nicht richtig gedämmt und dadurch zog feuchte Luft die ganze Nacht zu mir, was etwas unangenehm war. Und der Boden war nicht ideal zum schlafen, trotz Isomatte. Die nächste Nacht habe ich in einem Dachzelt geschlafen, was wesentlich angenehmer war.
Tag zwei sollte rein von uns geleitet werden. Waren wir am ersten Tag nur Teilnehmende, sollten wir nun in die Rolle der Trainer schlüpfen. Dazu haben wir am Abend zuvor uns noch in Gruppen zusammengefunden und Spiele herausgesucht, die wir mit der Gruppe spielen wollten.
Die Trainerrolle war, zumindest für mich, nicht ungewohnt und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war auch sehr schön zu sehen und mitzuerleben, was für Spiele die anderen Gruppen mit uns spielen wollten. Aus Zeitmagel musste sich die große Gruppe abends leider in zwei kleinere Gruppen teilen, da wir sonst bis weit in die Nacht mit Programm beschäftigt gewesen wären. So haben wir jeweils zwar einen Teil der Spiele verpasst, aber für das Lernen des Teamtrainingprinzips war das nicht weiter tragisch.
Tag drei, der letzte Tag, war dem Niedrigseilgarten gewidmet. Aufbau, Durchführung, exemplarische Geländesuche und erneuter exemplarischer Aufbau, ohne Durchführung.
Auch das hat, obwohl ich zu Beginn etwas Bedenken hatte - mein Gleichgewichtssinn ist nicht gerade der Beste - auch sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten herlichstes Wetter und haben mittlerweile noch besser, als an Tag eins und zwei zusammengearbeitet, sodass wir die Lösung zum Durchqueren des Niedrigseilgartens innerhalb von 20 Minuten hatten. Unsere Ausbilder waren darüber sehr erstaunt, denn normalerweise benötige eine Gruppe zum Teil das dreifache der Zeit, so unser Ausbilder Dirk.
Dieses Seminar hat mir persönlich am meisten Spaß gemacht, nicht nur weil die Inhalte und Gruppendynamiken mich sehr interessieren, sondern vor allem weil die Gruppe echt was hatte. Dadurch das sich die meisten kannten, hatten wir eine wirklich einmalige Dynamik und konnten die Teamtrainingsinhalte 1 zu 1 direkt anwenden.
Ich hatte schon einige Teamtrainings, das hier war aber schon alleine von der Gruppe her mit Abstand das beste und schönste, auch weil wir gerade nicht so viel Theorie hatten, sonder die Dinge mehr erleben und praktisch anwenden konnten, ohne, dass es fingiert war, wie ein Rollenspiel.
Ich hatte schon einige Teamtrainings, das hier war aber schon alleine von der Gruppe her mit Abstand das beste und schönste, auch weil wir gerade nicht so viel Theorie hatten, sonder die Dinge mehr erleben und praktisch anwenden konnten, ohne, dass es fingiert war, wie ein Rollenspiel.
Teamtraining ist nun tatsächlich etwas, das ich gerne nochmals als Co-Trainer betreuen und dadurch weitere Erfahrung sammeln möchte, damit ich es mit in mein Programm integrieren kann. Denn Bushcraft und Survival sind letztlich auch nichts anderes, als Teamtraining - besonders Survival. Man ist, als Gruppe, essenziell auf den jeweilig anderen angewiesen und erlebt so sehr intensiv die Gruppendynamiken, die über gelingen oder scheitern entscheiden.