Jeder kennt ihn, den Geruch von Harz, dass aus Nadelbäumen strömt, wenn sie verletzt wurden. Und so manch einer weiß auch, dass Harz extrem entflammbar ist und darüber hinaus über antiseptische Wirkung verfügt.
Aus Harz kann man Salbe gewinnen, ebenso Klebstoff und ein Leuchtmittel, aber es ist auch ein prima Feuerstarter, wenn man weiß wie.
Zum einen könnte man frisches Harz verwenden, um ein Feuer anzuzünden, denn es brennt um ein Vielfaches länger, als ein bloßes Streichholz oder Spähne von einen Ferrocirium Rod (Feuerstahl), aber frisches Harz ist in der Handhabung immer so eine Sache, denn es klebt wie noch was und man bekommt es nur schwer wieder von seinen Händen und von seinem Equippment. Es gibt Harz allerding auch in fester Form, ohne das nervige Kleben - in Form von Fat Wood bzw. auf deutsch: Kienspan.
Fat Wood - Kienspan - ist Holz, das von Harz durchtränkt ist. Man findet es kaum an lebenden Bäumen, da dort das Harz noch zirkuliert und sich gleichmäßiger verteilt, wenn allerdings nun ein Baum abstribt, zieht sich das Harz an das Ende aller Äste und in die Wurzeln zurück. Findet man nun eine gefallene Fichte, Kiefer oder Douglasie, dann kann man diesen Kienspan relativ leicht ernten, wenn man etwas Glück hat und der Baum schon eine Weile liegt. Tannen eignen sich nicht besonders für die ernte, da ihr Harzgehalt vergleichsweise gering ist. Selbst der Harzgehalt unserer einheimischen Fichten ist, im Vergleich zu ihren skandinavischen Verwandten, relativ gering, aber noch ausreichend, um das ein oder andere schöne Stpck zu bekommen. Ich habe die beste Erfahrung tatsächlich mit Kiefer aller couleur gemacht; diese kommt auch am häufigsten in meiner Region vor.
Gewinnung und Verwendung von Fat Wood
1. Man suche sich einen geeigneten, gefallenen Baum (Kiefer, Fichte, Tanne, Douglasie u.ä.)
2. Man säge oder schlage Äste so nah am Stamm ab, wie möglich. Wenn man Zugang zur Wurzel bekommt, umso besser, denn dort ist der Harzgehalt am höchsten. Sollte schon beim Sägen/Schlagen dieser vertraute Geruch nach Harz und nach Nadelbaum einem in die Nase kriechen, ist man auf einem guten Weg
3. Abgetrennte Stücke von Rinde befreien und in eine habdliche Größe bringen (z.B. Stifte oder kleine Rechtecke)
4. Nun kann man entweder mit der Messerklinge Feathersticks oder Shavings machen und diese anschließend anzünden; das geht auch mit einem Ferro Rod, wenn man etwas Übung hat, oder aber man nimmt den scharfen Klingenrücken seines Messers zur Hand und hobelt feine Spähne des Holzes ab. Diese feinen Spähne lassen sich am leichtesten entzünden.
Jetzt nur noch anzünden und schon hat man eine kleine Flamme, die lange hält und einem genügend Zeit lässt, um Holz nachzulegen und ein richtiges Feuer in Gang zu bringen.
Fat Wood eignet sich auch bei schlechtem Wetter, denn selbst wenn es feucht ist, wird man es zum brennen bringen, da die Öle im Harz hydrophob sind und verhindern, dass das Holz so nass wird, wie normales Holz ohne Harz. Dies gilt natürlich nicht unbedingt, wenn Euer Fat Wood Stick in einer Pfütze landet und dort eine Weile liegen bleibt!
Ich verwende immer Fat Wood um Feuer anzumachen, meist in Kombination mit Birnekrinde, auf die ich meine Initialfunken mit dem Ferro Rod werfe. Das harzhaltige Holz dient mir dann als zeitlicher Puffer zwischen Entzünden und Nachlegen des ersten Holzes - quasi als fire extender.
Kleiner Tipp: Wenn ihr nach einer stürmischen Zeit wieder mal im Wald seid, nehm Beil oder Säge zusammen mit dem Messer mit und sucht nach Kienspan. Ihr werdet dann recht leicht welchen finden, da der Wind die so oder so bereits abgestrobenen Bäume umgeworfen und zugänglich gemacht hat.
Und noch etwas: Wenn ihr Kienspan gesammelt habt, dann nehmt Euch die Zeit ihn so schnell wie möglich zu verarbeiten, am besten gleich noch vor Ort. So verbringt Ihr noch etwas Zeit in der schönen Natur und spart Euch hinterher das große Aufräumen in der heimischen Garage oder im Keller. Packt ihn am Ende, so luftdicht wie möglich weg, denn das Harz wird mit der Zeit aus dem Holz strömen und "verriechen".
Und wie bei allem, was wir in der Natur sammeln gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!