Recap Kanuguide-Ausbildung 06.09. bis 09.09. Raum Freiburg
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Recap Kanuguide-Ausbildung 06.09. bis 09.09. Raum Freiburg

Mein drittes Seminar... Kanu... Ich muss gestehen, dass ich mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht habe was ein "Kanu", ein "Canadier" und ein "Kajak" genau ist. Canadier und Kajak hatte ich schon des öfteren gehört und auch gesehen, aber ich hatte keine genaue Vorstellung, dass "Kanu" der große Oberbegriff für beide ist. Naja, man lernt immer was dazu.
 
Am Dienstag, 06.09. ging es in aller Frühe los. Ich sollte nämlich noch David, einen weiteren Teilnehmer, aus Freiburg abholen. Also auf nach Freiburg und dann weiter zur Ausstiegstelle Wassersport in der Zollstraße bei Neuenburg/Rhein - unserem ersten Teffpunkt. Den Tag verbrachten wir noch ohne "Kanus" und nur in unseren Neos. Vorstellungsrunde, Materialkunde, Material entdecken und dann Wildwasserschwimmen samt diverser Rettungstechniken im Rhein. Es war unheimlich viel Input, wann und zu welchem Zwck man welche Paddel-Klamotte anzieht, Techniken zum Durchqueren von Strömungen und (Wild)wassergewöhnung. Am Ende des Tages hatten wir alle schon die vage Ahnung, dass dieses Seminar nicht ohne Spuren bleiben würde und wir am Ende der Tage genau wüssten, was wir getan haben.
 
Und so kam es dann auch...
 
Am zweiten Tag, bestiegen wir das erste Mal die Canadier und lernten verschiedene Paddelschläge.
Grundschlag, Zugschlag, Bogenschlag hinten - nach unserem Ausbilder gibt es nämlich keinen Bogenschlag vorne; aber die Lehrbücher und auch die Praxis sagt da etwas anderes - Bug- und Heckhebel zum Steuern und manche von uns lernten auch noch den Y-Schlag. Der Y-Schlag ist eigentlich nichts weiter als ein Grundschlag mit direkt anschließenden Heckhebel. Dieser Schlag wird dann gebraucht, wenn man einen Canadier alleine steuert. Auch die Strömungslehre gehörte an diesem Tag zu unserem Stundenplan. Wir lernten welche Strömungsarten es gab, was sie für Vorteile haben können, wenn wir auf dem Wasser sind und sie nutzen können, wie wir sie nutzen können und natürlich auch welche Risiken sie bergen. Prallhang, Welle, Walze, Kehrwasser, weißes Wasser, Abfluss, und noch so einiges mehr.
An diesem Tag befanden wir uns etwas überhalb des Isteiner Klotzes und damit auch etwas überhalb der Isteiner Schwelle (47.65883401097684, 7.528879931816409). Hier war der Rhein recht ruhig und man konnte sich gut an Canadier und später auch an das Kajak gewöhnen. Neben den Paddel-Schlägen, lernten wir auch die T-Bergungstechnik, das kontrollierte Voll-laufen-lassen des Canadiers und den Ausstieg aus einem gekenterten Kajak mit Spritzschutzdecke. Auch das Erkennen und Ein- und Ausfahren in Kehrwasser gehörte dazu.
 
Besonders letzteres war eine große Hürde, denn man stuerte das Kajak auf den Rhein bis zu einer Stelle, an der unser Ausbilder gerade noch so neben uns stehen konnte. Dann musste man das Kajak zum kentern bringen und sich so schnell wie möglich daraus befreien. In der Theorie einfach: Kajak kentert, vordere Lasche am Spritzschutz zieht man zu sich und gleitet aus dem kopfüber liegenden Kajak an die Wasseroberfläche.
Soweit so gut... Oder auch nicht.
Trotz anfänglicher Bedenken habe ich es dann auch gewagt und siehe da, die Praxis ist so leicht wie die Theorie. Ohne Probleme konnte ich mich aus dem gekenterten Kajak befreien und an die Wasseroberfläche schwimmen. Was nicht ganz so leicht fiel war die Orientierung unter Wasser... 
 
An Tag drei stand eine kleine ca. 14 km lange Tour an. Einstieg war an der Isteiner Schwelle und die Tour sollte Richtung Bad Bellingen gehen (Einstieg: 47.647003151446, 7.545262864517158 / Ausstieg: 47.731596037071355, 7.549722664088262). Dabei sollten wir das am Vortag gelernte praktisch umsetzen. Es gab schnellere Abschnitte, ca. Wildwasserstufe 2/3 und ruhigere Abschnitte mit vielen Kehrwassern. Wir konnten also vieles von dem üben, was wir gestern noch in Theorie auf dem Papier gesehen hatten. Es war herrlichstes Wetter, die Sonne brannte vom Himmel und in den Neos wurde es dann doch sehr schnell heiß. Aber es war mehr als gut, dass wir uns alle dazu entschieden hatten die Neos anzuziehen, denn schon der Einstieg hatte es für uns Laien etwas in sich. Er war sehr flach, sodass man konstant Gefahr lief mit dem Canadier aufzulaufen und lag dazu auch noch direkt an der Isteiner Schwelle. In diese mussten wir hineinpaddeln und dann den Schwung von ihr aufnehmen, um in einer schmalen Fahrtrinne zu bleiben. Bis auf wenige Male, an denen mein Candier Steine gestreift hatte, funktionierte das eigentlich ganz gut. Bei der ersten Stromschnelle sah das schon wieder anders aus...
 
Wir sollten in die Mitte der Strömung fahren, um den Schwung mitzunehmen und anschließend in das dahinter liegende Kehrwasser einfahren. Die Dinge kamen jedoch anders...
Als wir auf die Strömung trafen und den Bug in diese drehen wollten, traf uns eine Welle seitlich und brachte unseren Canadier zum kentern. Damit waren meine Teamkameradin Christine und ich die ersten, die über Bord gegangen waren. Für mich war es eine willkommene Abkühlung, denn in meinem Neo kam ich mir vor wie ein Hähnchen, das in seinem eigenen Saft langsam geschmort wird; Christine fand es weniger amüsant. Auch die anschließende Bergung hatte es in sich. Zwei Canadier eilten uns zur Hilfe, was gar nicht so leicht war, da wir samt gekentertem Canadier unentwegt von der Strömung fortgetrieben wurden. Beim ersten Bergungsversuch kenterte der zur Hilfe geeilte Canadier gleich mit, sodass nun zwei Canadier und vier Personen im Wasser waren und geborgen werden mussten. Irgendwie haben Christine und ich es geschafft unseren Canadier in ein großes Kehrwasser zu schieben oder zu zerren, in dem wir dann, mittels T-Bergung, gerettet wurden. Anschließend haben wir den zweiten gekenterten Canadier aus dem Wasser gezogen und die Besatzung gerettet.
Ein echt spannender Auftakt für unsere Tour, wie ich finde.
 
Danach lief zumindest für uns alles mehr oder weniger reibungslos. Hier und da tuschierten wir mal ein paar Steine, mal tieb uns die Strömung gefährlich nahe an eine Böschung und mal mussten wir anlanden, um unseren Canadier leer zu schöpfen. Die Kajaks hatten es da ungemein schwieriger, wie ich im nach hinein mitbekommen habe. Und bis auf ein Canadier-Duo sind wir alle mal baden gegangen.
 
Tag drei haben wir, als Gruppe, bei dem ein oder anderen Gläschen und Pizza ausklingen lassen. Etwas Theorie zur Sicherheit auf dem Wasser und zu diversen Sicherheitsvorschriften und Informationsmöglichkeiten über Wasserstand, Strömung etc. gab es auch noch. 
 
Der vierte und letzte Tag. Heute stand Floßbau am Tunisee bei Freiburg/Breisgau auf dem Programm. Ich war seit 02:10 Uhr mehr oder minder wach, weil es mir echt bescheiden ging. Ich habe wohl am Vortag zu viel Rheinwasser geschluckt und das Wasser auf dem Campingplatz, auf dem wir waren, war auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Mehr schlecht als recht habe ich mich dazu durchgerungen diesen Tag auch noch mitzumachen und nicht einfach schon abzureisen. Ich war allerdings auch nicht der Einzige, dem es nicht so gut ging an diesem Tag.
Nach dem ein oder anderen "Aufwärmspiel", haben wir Teams gebildet und unsere Flöße gebaut. Am Tag zuvor, beim Abendessen, haben wir schon mal grob abgestimmt, wie wir den Floßbau gestalten sollen/wollen. Ob angeleitet, wie eine Schulklasse, ob halb angeleitet, also mit eigenem Entwurf und Korrektur bzw. Verbesserungsvorschläge durch unseren Ausbilder, oder komplett frei. Zwei modus operandi haben sich herausgebildet, nämlich das halb angeleitete Bauen und das freie Bauen. Entsprechend aufgeteilt haben wir uns dann.
Nach einer guten Stunde, vielleicht auch etwas mehr, hatten wir drei fertige und schwimmbereie Flöße. Mittleriweile ging es mir auch wieder etwas besser und ich konnte die Zeit aktiv genießen.
Nach dem Bauen hieß es, ab aufs Wasser und schauen, ob sie auch schwimmen.
Jedes Team bekam im Vorfeld noch die Aufgabe ihr Floß zu benennen, einen Werbeslogan und ein Weihgedicht zu verfassen. Kreativarbeit... absolut nicht mein Fall, aber zum Glück hatte ich zwei kreative Frauen in meinem Team, die sich der Aufgabe souverän angenommen haben.
 
Dabei kam folgendes raus:
 
Name des Floßes: KiLiChri - von Kim, Lisa und Christine
 
Werbesolgan: Die KiLiChri - wirst Du nicht nass und langweilst Dich nie!
 
Weihgedicht:
 
An diesem wunderschönen Ort,
Schwimmen wir mit diesem Floß weit weit fort.
Hinein in den Sonnenuntergang,
Mit Euch wird mir überhaupt nicht bang.
Wir haben eine schöne Zeit,
gemeinsam sind wir zu allem bereit.
 
Trotz durchwachsenem Start, war der Tag echt schön. Das Wetter hatte merklich nachgelassen, die Sonne war verdeckt von dichten Wolken und der Wind hat deutlich zugenommen. Besonders als wir mit den Flößen auf dem See waren, haben wir das gespürt. Völkerball mit zwei Flößen auf dem See, war genial. 
Nach dem Aufbauen und Austesten, hieß es dann leider auch recht zügig wieder die Flöße auseinander zu nehmen, die Materialien wieder in den Hänger zu laden und das Seminar zu beenden. Programm gab es nicht mehr wirklich und trotzdem mussten wir pünktlich Feierabend machen, da manchen von uns einen weiten Weg noch vor sich hatten - so auch ich. 
 
Insgesamt war es ein echt tolles Seminar und ich konnte viel mitnehmen. Dennoch verspüre ich aktuell nicht die Ambition mich weiterhin mit der Materie "Kanu" zu befassen, vor allem nicht in einer erlebnispädagogischen Art. Ich sehe mich nicht als "Kanuguide", der Schulklassen oder andere Gruppen von A nach B über einen Fluss in Canadiern bringt und dabei im Kajak nebenher paddelt. Dazu fehlt mir sowohl der Anreiz als auch die Fähigkeit ein Kajak entsprechend zu handlen. Und natürlich auch der Rettungsschwimmer.
Floßbau als Teamtraining-Möglichkeit könnte ich mir tatsächlich noch am ehesten vorstellen, aber auch da bräuchte ich den Rettungsschwimmer, und das begeisert mich nun gerade gar nicht. Ich habe meinen (vorläufigen) Fokus gefunden und möchte auch erstmal bei diesem bleiben. 
Auch wenn das Seminar mich jetzt nicht zu einem begeisertetn Kanuguide gemacht hat, so hat es defintiv meine Liebe zum Wasser wieder geweckt und mir einen Anreiz gegeben, doch mal eine Kanutour in den skandinavischen Ländern zu machen, denn scheinbar kann ich wohl einen Canadier besser alleine steuern, als in einem Team... Nun ja, wenn es passt, dann ginge es vielleicht doch besser.
 
Eine Kanutour in Skandinavien steht jetzt auf jeden Fall auf meiner To-Do Liste der Touren. Wann ich jedoch die Zeit dazu finden werde, weiß ich selbst noch nicht. Vermutlich erst in ein paar Jahren, nach meinem Examen und mit einem soliden finanziellen Polster.
 
Side Note: Der Campingplatz auf dem wir waren, war der Campingplatz Lug ins Land. Er liegt wunderschön gelegen unweit der französischen Grenze (was den Empfang beim Smartphone manchmal etwas schwierig macht, da das Netz andauernd zwischen Deutschland und Frankreich springt). Preislich und komfortmäßig ist er wirklich sehr zu empfehlen.
Auch die Isteiner Schwelle und Umgebung kann ich für einen Ausflug sehr empfehlen, besonders im August/September, wenn es nicht mehr ganz so warm ist, aber doch noch warm genung, um längere Zeit drau0en sein zu können.

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